Carta de Erna Brandenberger a Francisco Ayala (29/12/1972)
Zürich,
29. Dezember 72
Sr.
D. Francisco Ayala
Department
of Romance Languages
The
University of Chicago
1050
East 59th Street
Chicago
/ Illinois 60637
Lieber
Herr Ayala,
In
letzter Zeit erlebe ich eine gehimnisvolle Überraschung nach der andern. Da
kommen unerwartete Bücher und Briefe, und wenn ich sie öffne, stellt sich
heraus, dass Sie mir Ihre neuesten Bücher und die neuesten Bücher über Sie
zuschicken lassen. Mittlerweile sind es schon drei geworden:
"Confrontaciones", "Recursos técnicos...", "Alusiones
literarias...". Ich danke Ihnen herzlich, dass Sie jedesmal an mich
denken, und vor allem freue ich mich, dass laufend Bücher von Ihnen und über
Sie erscheinen. Und sogar in Spanien. Leider bin ich aber noch nicht über das
Durchblättern hinausgekommen, überhaupt bin ich mit Lesen schrecklich
hintennach, die Bücher türmen sich zu immer höheren Beigen, und die untersten
drohen schon Staub anzusetzen. Wie kommt es eigentlich, dass die Tage immer
kürzer werden und immer mehr nicht erledigte Arbeiten liegen bleiben? Ich
möchte gern, ich könnte mir etwas von Ihrem Organisationstalent abkaufen, Sie
haben immer Zeit und haben immer alles aufgearbeitet!
Inzwischen
habe ich den Vertrag mit EDITORA NACIONAL abgeschlossen und die letzten
Ergänzungen und Korrekturen abgeschickt. Ich danke Ihnen für Ihren Rat in
dieser Richtung. Alle haben mir dasselbe gesagt, und so habe ich nicht langer
gezögert. Ich hoffe, das Buch komme nun bald heraus. - Vor kurzem hat sich auch
in Deutschland eine Möglichkeit für die deutsche Ausgabe gezeigt. Doch bevor
mir der Verlag ein Angebot machen will, muss ich die spanischen Zitate und die
Kurzgeschichtentexte übersetzen, das werden gegen 70 Maschinenseiten sein.
Somit bin ich also wieder beschäftigt... Dieses Manuskript wird immer mehr zu
einem cuento de nunca acabar. Man sollte sich nicht auf Cuentos einlassen...
Leider
habe ich in diesem Schuljahr einige Klassen mehr als früher, und so habe ich
fast keine Zeit mehr, etwas anderes zu tun. Die Schüler sind zwar sehr nett,
und die Stunden gefallen mir, trotzdem möchte ich nicht immer nur an Schulstunden
denken und für die Schulstunden arbeiten. Wenn mein Buch endlich in den Handel
kommt, möchte ich versuchen, Urlaub zu nehmen und wieder über etwas zu
schreiben. Ein südamerikanisches Thema käme mir sehr gelegen.
Werden
Sie den Winter wieder in Spanien verbringen? Oder sieht es zu schlecht aus in
Madrid? Ich bekomme in letzter Zeit nur wenig Nachricht, und das meiste ist
ausweichend und nichtssagend. Man weiss nicht so recht, was eigentlich
passiert.
Ich
danke Ihnen nochmals herzlich für die Bücher, die ich als Zeichen Ihrer
Freundschaft zu schätzen weiss, und wünsche Ihnen alles Gute im neuen Jahr, das
hoffentlich wieder einige neue Bücher von Ihnen bringen wird.
Mit
herzlichen Grüssen