Carta de Erna Brandenberger a Francisco Ayala (16/09/1978)
Zürich,
16. Sept. 78
Sr.
D. Francisco Ayala
Marqués
de Cubas, 6
Madrid
14
Lieber
Francisco,
es
fällt mir auf, in wieivielen [sic] Briefen ich in letzter Zeit von
familiären Problemen und Schwierigkeiten lesen muss, aber etwas Genaueres
erzählt doch niemand. Nun scheint die Reihe an Ihnen zu sein, und das bedaure
ich natürlich sehr. Hat sich eine Lösung finden lassen, oder ist gar keine
möglich?
Hingegen
freue ich mich immer sehr, dass Ihre Arbeitskraft und Ihre Unternehmungslust
ungebrochen sind. Das ist wirklich bewundernswert! Ich gratuliere Ihnen dazu!
Und das Reisen scheint Sie auch kein bisschen zu ermüden. Ich wünsche Ihnen
natürlich sehr, dass es Ihnen weiterhin so gut geht. Ihren Artikel "Die Elite
und die Massenmedien" habe ich Übersetzt und fortgeschickt. Diesmal waren
wieder mehr schwierige und lange Sätze darin... Jene Nummer bekommt nun den
Titel "Rechtfertigung der Elite. Wider die Anmessungen der Prominenz"
und somit passt Ihre Arbeit ausgezeichnet hinein. Erscheinungsdatum: anfangs
März 1979. Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Mitarbeit! - Den kurzen Artikel
über den Neoanalphabetismus habe ich auf gut Glück einer Zeitung geschickt, aber
noch keine Antwort erhalten. Früher oder später werde ich ihn sicher
unterbringen.
Wie
geht es Rafael Alberti im kirchlich gesegneten Ehestand? Ist das Ereignis immer
noch Gesprächsthema in Madrid? - Eben hat mir ein Galeriebesitzer in St.Gallen,
der viel mit Tàpies zusammenarbeitet, den Vorschlag gemacht, eine zweisprachige
Anthologie mit Gedichten von Alberti und Lithografien von Tàpies zu machen.
Tàpies kommt nächste Woche zu einer Vernissage nach St.Gallen. Ich bin
gespannt, was er dazu sagt. Ich weiss nicht, wie gut sich die beiden kennen und
wie gut sie einander verstehen. Wäre nicht Espriu für Tàpies geeigneter? Oder
kennen Sie zufällig einen Maler oder Lithografen, der mit Alberti besonders
verbunden ist?
Wenn
ich mich recht erinnere, habe ich im letzten Brief vergessen, Ihnen zu sagen,
dass ich die Sondernummer Cuadernos Hispanoamericanos endlich auch bekommen
habe. Ich hätte nie gedacht, dass sie so umfangreich und reichhaltig würde. Es
ist nicht nur im Papiergewicht ein gewichtiges Werk geworden. Ich gratuliere
Ihnen dazu. Diese Woche habe ich zu meiner Ueberraschung auch noch einen Scheck
von 4000 Ptas bekommen, und dabei habe ich ihnen doch geschrieben, ich wolle
kein Geld dafür, denn Sie hätten ja die Arbeit gemacht. Leider ist der Scheck
in Schweizerfranken auf eine Schweizer Bank ausgestellt, sonst hätte ich ihn
Ihnen geschickt. Beim jetzigen Wechselkurs sind allerdings nur noch wenige
Franken übrig geblieben... Wenn Sie gern ein schönes Buch oder etwas anderes
aus der Schweiz hätten, schicke ich es Ihnen gern.
Habe
ich Ihnen schon erzählt, dass Roberto Ruiz zu einer Vortragsreise in der
Schweiz war? Er war ganz begeistert über seinen Erfolg und über die vielen
verkauften Bücher. Er scheint nicht sehr verwöhnt zu werden vom Publikum. Eben
habe ich einen Brief von ihm - wieder aus Amerika - erhalten. Er hofft, endlich
in Spanien ein Buch herausbringen zu können. Manuel Andújar hat ihn mit
Verlegen in Verbindung gebracht. Ich möchte es ihm gönnen.
Literarische
Neuigkeiten gibt es leider keine. Die Verleger suchen immer mehr Ausflüchte,
wenn man ihnen ein spanisches Buch vorschlägt. Und auch die Zeitungen haben
immer weniger Platz für Literatur. Und so ist die meiste Arbeit für den
Papierkorb. Wenigstens bis auf weiteres.
Ich
wünsche Ihnen noch schöne Tage in Madrid und grüsse Sie herzlich