Epistolario de Francisco Ayala

04/04/1977

DESTINATARIO: Ayala, Francisco REMITENTE: Brandenberger, Erna

FECHA
04/04/1977
REMITENTE
Erna Brandenberger
DESTINATARIOS/AS
Francisco Ayala
DESTINO
54 West 16th Street. Apt. 4F. New York 11 N. Y.
ORIGEN
Zúrich
FICHA DESCRIPTIVA

[Carta mecanografiada]

DEPÓSITO DEL ORIGINAL
Kantonsbibliothek Vadiana, St. Gallen (Suiza)

Carta de Erna Brandenberger a Francisco Ayala (04/04/1977)

Zürich, 4. April 77

Sr. D. Francisco Ayala

54th W. 16th Street

New York N.Y. 10011

Lieber Herr Ayala,

Nun ist INITIATIVE 17 "Strategie der Feigheit" mit Ihrem Essay "Die Krise des Westens gefährdet die Welt" (Una nota sobre la crisis) erschienen. Das Bändchen hat ziemlich Aufsehen erregt und ist sehr gut beurteilt worden. Sicher haben Sie die Belegexemplare und das Geld mittlerweile schon erhalten. Bei solchen Dingen wirkt sich die deutsche Gründlichkeit und Pünktlichkeit auch einmal positiv aus!

Vor kurzem hat mir Herr Kaltenbrunner, der Herausgeber, einige Themen zukünftiger Nummern mitgeteilt, für die er gern spanische Beiträge hatte:

- Das Elend der Christdemokraten. Zur Standortbestimmung der politischen Mitte.

- Die Selbstzensur. Neue und alte Tabus in unserer Gesellschaft.

Der Band über die Christdemokraten soll zeigen, wo in den verschiedenen westeuropäischen Ländern die Parteien der demokratischen Mitte stehen, und da sollte nach Meinung des Herausgebers ein Artikel über die Lage in Spanien nicht fehlen. Hätten Sie Lust, ihn zu schreiben?

Auch die Selbstzensur ist ja ein Thema, das den Spaniern seit langem vertraut ist. Hier geht es dem Herausgeber vor allem um die Tatsache, dass alle Leute von "Demokratie" und "Gleichheit" und "Chancengleichheit" usw. reden, und niemand weiss genau, was es bedeuten soll; andere Begriffe wie "Vererbung" oder "angeborene Intelligenzunterschiede" usw. darf man nicht brauchen, wenn man nicht als Faschist gelten will. Reizt Sie dieses Thema?

Wie geht es Ihnen? Teilen Sie Ihr Leben immer noch zwischen Madrid und New York? Werden die Besuche in Spanien kürzer oder länger? Heben Sie merh [sic] oder weniger Zeit zum Schreiben als vorher?

Ich habe im Sinn, im Oktober wieder einmal für einige Tage nach Madrid zu fahren. Es ist so schwierig, vom Ausland aus an die Bücher und an die Leute heranzukommen. Meine Clarín-Uebersetzung ist fertig, aber nun findet der Verleger auf einmal, jemand anders müsse die Einführung schreiben, er habe Verpflichtungen andern Hispanisten gegenüber. Das passt mir nicht, und ich habe das Manuskript zurückgezogen. Ein Jahr Arbeit, oder mehr... Nun, lieber als ein Buch, mit dem ich nicht einverstanden bin. Gelgentlich werde ich einen andern Verlag suchen.

Dafür sind vom zweisprachigen Bändchen "Exilerzühler" schon wieder 3000 Exemplare nachgedruckt worden. Das ist doch schön, nicht wahr?

Ich wünschen [sic] Ihnen alles Gute und grüsse Sie herzlich